Geschichte der Kolpingsfamilie Dingelstädt
von Ewald Holbein
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde durch den Priester Adolph Kolping in Köln eine Bewegung ins Leben gerufen, die sich heute weltweit zu einem katholisch-sozialem Familienverband entwickelt hat. Adolph Kolping, als Sohn eines Schäfers am 8.12.1813 in Kerpen bei Köln geboren, hatte nach dem Besuch der Volksschule zunächst das Schumacherhandwerk erlernt. Als Handwerksgeselle hat er das Elend und die Sorgen der nicht mehr in Zünften zusammengefassten Gesellen selbst erfahren. Während in früheren Zeiten die unverheirateten Gesellen in der Familie ihres Meisters lebten, waren sie nun in der Regel auf sich allein gestellt und lebten oft unter menschenunwürdigen Bedingungen in ihren Arbeitsorten. Als 24jähriger begann Adolph Kolping am Marzellengymnasium in Köln das Gymnasialstudium mit dem festen Ziel, Priester zu werden. Ostern 1841 erhielt er das Zeugnis der Reife und studierte danach in München und Bonn Theologie und wurde am 13.4.1845 in Köln zum Priester geweiht.
Seine erste Kaplanstelle erhielt er in Wuppertal-Elberfeld, wo er die hoffnungslose Lage der Fabrikarbeiter hautnah miterleben konnte. In diesem sozialem Schmelztiegel fand er aber auch die Anregung für sein Werk, welches zu einer Säule der Sozialarbeit innerhalb der Katholischen Kirche werden sollte.
Der Hauptlehrer Johann Gregor Breuer hatte dort eine Gruppe von jungen Gesellen um sich versammelt um sie durch bildende und belehrende Vorträge und Geselligkeit aus ihrem Elend herauszuholen. Kolping griff diese Idee begeistert auf. 1847 wählten ihn die Gesellen in Elberfeld zu ihrem Präses. Adolph Kolping erkannte in dieser Aufgabe seine Berufung und verfasste 1848 eine Denkschrift unter dem Titel „Der Gesellenverein. Zur Beherzigung für alle, die es mit dem wahren Volkswohl gut meinen“. Er wollte diese Idee in ganz Deutschland verwirklichen, deshalb bat er seinen Bischof ihn nach Köln zu versetzen, da ihm diese Stadt zur Verbreitung seiner Vorstellungen bessere Voraussetzungen bot. Am 15.3.1849 wurde er als Domvikar nach Köln versetzt und bereits am 6. Mai 1849 lud er die Kölner Gesellen zur Gründungsversammlung ein. Da nur 7 Gesellen zu dieser Versammlung erschienen, war er sehr enttäuscht, ließ sich aber nicht entmutigen. Dass er ein soziales Problem seiner Zeit erkannte und mit den Gesellenvereinen ein praktisches Konzept zur Überwindung dieser Not anbot, zeigt die Entwicklung der Mitgliederzahlen. Nach einem halben Jahr, am 1.1.1850 gehörten dem Kölner Gesellenverein bereits 550 Mitglieder an.
Nach dem Beispiel Kölns entstanden nun in rascher Folge in einer Stadt nach der anderen Gesellenvereine. Kolping führte selbst viele Reisen durch, um seine Ideen zu verbreiten. Er nutzte aber auch die Möglichkeiten der Presse, als damals bestes Mittel eine große Öffentlichkeit zu erreichen. Viele Gesellenvereine schufen sich eigene Häuser, in denen wandernde Gesellen ein preiswertes und ordentliches Quartier fanden. Als Kolping am 4.12.1865 starb, gab es bereits 418 Vereine in Deutschland, Österreich, Ungarn, Oberitalien, Belgien, der Schweiz, im Elsass und sogar einen Verein in St. Louis in den USA. Zu diesen Vereinen gehörte auch der Katholische Gesellenverein zu Dingelstädt, über dessen Gründung und Entwicklung im Folgenden berichtet werden soll.
Vor 150 Jahren, am 24. Januar 1864, fanden sich in der 2. Knabenklasse des Lehrers Wiemuth 18 junge Handwerksgesellen zusammen und gründeten den Katholischen Gesellenverein zu Dingelstädt. Bereits eine Woche später traf man sich erneut – und zwar diesmal beim Bierbrauer Karl Sander, wo man ein Vereinslokal angemietet hatte. In dieser Versammlung wurde der erste Vorstand gewählt und es wurden die Statuten aufgestellt. Erster Senior wurde der Schuhmachergeselle Sebastian Schröter, der die Idee Kolpings auf seiner Wanderschaft in Berlin kennengelernt hatte und von dem auch die Initiative zur Gründung des Vereins ausging. Zum ersten Präses wurde Kaplan Leonhard Gaßmann, gebürtig aus Geisleden, gewählt, Vizepräses wurde Lehrer Wiemuth.
Die ersten beiden Versammlungslokale waren also die Schule und die Brauerei. Das war bestimmt ein Zufall, aber es kann ganz gut die Aufgaben symbolisieren, die sich der neue Verein in Sinne Adolph Kolpings gestellt hatte: Verbesserung der Lebenssituation der oft auf sich allein gestellten Gesellen durch Aus- und Weiterbildung und Bindung in einer religiös begründeten, Heimat bietenden Gemeinschaft. Deshalb war damals – wie auch heute – die Geselligkeit, die frohmachende Gemeinschaft Gleichgesinnter ein wichtiger Bestandteil der Idee Adolph Kolpings.
Das damals, vor 150 Jahren, ein starkes Bedürfnis nach solch einer Gemeinschaft bestand, beweist die Entwicklung der Mitgliederzahlen. Am Ende des Gründungsjahres hatte der Verein bereits 74 Mitglieder, und nach drei Jahren, am 1. Dezember 1867 wurde das 157. Mitglied aufgenommen.
Der erste Senior, Sebastian Schröter, schrieb im Jahre 1869 eine Chronik des Katholischen Gesellenvereins zu Dingelstädt, die uns auch darüber informiert, in welchem Umfang der Verein damals tätig war. Man traf sich vier Mal in der Woche, und zwar Sonntags zu einem religiösen Vortrag, Montags wurde der Gesang gepflegt, Donnerstags standen Kurse in Rechnen und Buchführung auf dem Programm und am Samstag trieben die Gesellen Frohsinn und Scherz – wie es in der Chronik heißt. Einen Spitznamen hatten die Dingelstädter dem Verein auch schon verpasst – man nannte ihn „Kolpings Wasser-Verein“, da noch die alte Sitte des Wassertrinkens aus Karaffen gepflegt wurde. (über diesen Brauch ist mir leider nichts Näheres bekannt).
Die Versammlungen wurden eifrig besucht, aber es gab auch einige Schwierigkeiten. So berichtet die Chronik, dass es in dem Vereinslokale sehr kalt war und die Gesellen sich verpflichteten, zu den Versammlungen jeweils einige Stücke Holz mitzubringen. Wegen dieser und anderer Unzulänglichkeiten im Brauhause mietete man sich später bei der Witwe Hartmann zu 12 Thalern Jahresmiete ein.
Am 28. Februar erhielt der Verein das Gründungsdiplom von Köln aus zugeschickt, welches vom Gesellenvater Adolph Kolping persönlich unterzeichnet war. Für die Zusendung dieser Urkunde mussten 2 Thlr. bezahlt werden. Die Portokosten betrugen 7 Sgr.
Am 29. Mai 1864 wurde dann das Stiftungsfest gefeiert und die neue Vereinsfahne geweiht. Den Stoff zu der Vereinsfahne aus blauem Sibet lieferte Herr Cirjax Wetzel für 9 Thlr., die Stickereien fertigten die Schulschwestern gratis und den Fahnenspieß lieferte Klempnermeister Lachnitt ebenfalls gratis.
Zu diesem Fest hatte sich der Verein auch Gäste aus dem Nachbarverein in Heiligenstadt eingeladen. Etwa 35 Heiligenstädter Kolpingsbrüder mit ihrem Präses Kaplan Gerhardy und Vicepräses Lehrer Österheld wurden durch die Dingelstädter bei den Drei Linden abgeholt und mit Musik zum Vereinslokal geführt. Kaplan Gerhardy schenkte dem Dingelstädter Verein 25 Bücher und auch der damalige Dingelstädter Pfarrer Arend stiftete mehrere Bücher, so dass eine Vereinsbibliothek angelegt werden konnte.
Ein großes Problem für einen Verein waren damals wie heute die Finanzen. Um finanzielle Mittel zu erhalten musste etwas unternommen werden, und so beschloss man, durch Theateraufführungen Geld in die Vereinskasse zu kriegen. Das erste Stück – „Meister Schluck samt seinen Gesellen“ – wurde bereits im September 1864 im vollbesetzten Saal des Berliner Hofs aufgeführt. Die Einnahmen an diesem Abend betrugen 19 Thlr., 11 Sgr. und 7 Pfennige. Auch in den folgenden Jahren wurden immer wieder Theaterstücke mit großem Erfolg aufgeführt und damit eine beträchtliche Einnahme erzielt. Auf Grund der guten Resonanz ging man 1867 sogar über Land und führte u.a. am 6. Januar in Silberhausen einige Theaterstücke im Saal des Gastwirts Ziegenfuß auf. Um keine Demonstrationen aufkommen zu lassen, hatte man in dem Theaterstück „Dr. Poschius“ sogar den Text geändert – statt von einem jungen Esel war von einem jungen Affen die Rede. Sehr erfolgreich muß dieses Gastspiel aber nicht gewesen sein, denn neben der Einnahme von nur 8 Thlr. u. 15. Sgr. ist in der Chronik noch vermerkt: „Nach dem Theater war Ball, indeß wir unsere 7 Sachen einpackten und den Rückzug antraten. Alles Nähere soll den Augenzeugen überlassen bleiben.“
Interessant sind auch noch einige geschichtliche Ereignisse aus dieser Zeit, die in der Chronik ihren Niederschlag gefunden haben. So berichtet der Chronist über den Empfang des Bischofs Konrad Martin anlässlich der Einweihung des Franziskanerklosters auf den Kerbschen Berg im Jahre 1866 folgendes:
„Am 13. Juny war die Einweihung des Franziskanerklosters auf dem Calvarienberge durch den Hochwürdigsten Herrn Bischof Conrad Martin. Der Gesellenverein hatte Spalier zu bilden, während der Prozession, beim Festessen sangen die Sänger des Gesellenvereins und Nachmittags besuchte der Hochw. Herr Bischof den Gesellenverein, erteilte den anwesenden sowie den abwesenden Mitgliedern im Kriege den hl. Segen und erfreute sich über unser prächtiges Lokal und versprach bei der nächsten Firmungsreise den Verein wieder zu besuchen. Abends nachher wurde dem Hochwürdigen Herrn ein Ständchen gebracht.“
Auch die Auswirkungen des Deutsch-Österreichischen Krieges 1866 auf Dingelstädt wurden in der Chronik erwähnt. „Am Abend des 21. Juny kamen die Hannoveraner mit ihrem König Georg und sämtlichen Ministern etwa 22.000 Mann von Heiligenstadt kommend in Dingelstädt an, auch unsere Stadt wurde hart mitgenommen, da sämtliches Militär mit dem König hier Quartier genommen hatte. Der hiesige Verein lieferte Bier durch Hellbach. Am 26. Juny kam der preußische General von Manteuffel mit der Armee. Am 27. Juny morgens um 2 Uhr war in der großen Kirche Messe für die preußischen Soldaten, wobei viele kath. Polen sich befanden, abends vorher war polnische Predigt vom kath. Militärgeistlichen und Beichtstuhl für das Militär. Am 27. Juny Schlacht bei Langensalza mit Hannoveranern und Preußen. Der Kampf war ein hartnäckiger, das Donnern der Kanonen hörte man in hiesiger Stadt.“
Das Jahr 1869 brachte dem Gesellenverein eine neue Möglichkeit, seine Aufgaben für die wandernden Gesellen wahrzunehmen.
Am 5.7.1869 ersteigerte die Ehefrau des Fleischers Christoph Waldhelm (Eichsfelder Hof) für 291 Thaler den sogenannten Trinkler’schen Garten an der Kleinen Gasse, der heutigen Neue Straße, der vom Lehrer Trinkler genutzt wurde und der Stadtgemeinde gehörte. Dieses Land schenkte sie am 17.7.1869 dem damaligen Präses des Gesellenvereins, Kaplan Ignatz Weißenborn mit der Maßgabe, dort ein Vereinshaus für den Kath. Gesellenverein zu errichten. Mit dem Bau wurde dann auch bald begonnen, die Arbeiten wurden von den Gesellen zum größten Teil selbst geleistet, die notwendigen Materialfuhren besorgten einige Landwirte ebenfalls gratis. Als erster Kastellan, also Herbergsvater, fungierte Friedrich Hellbach.
Heute befindet sich in dem Haus ein Küchenstudio, besser bekannt ist es sicher noch als Lebensmittelverkaufsstelle Herbert Pohl oder als Geschäftshaus von Lorenz Dette. – Übrigens, der Erlös des verkauften Gartens wurde von der Stadt für den Ausbau des ehemaligen Schäferhauses am Kerftor zum Krankenhaus eingesetzt, indem im Dezember 1869 die ersten Grauen Schwestern mit ihrem Dienst für die Alten und Kranken in unserer Stadt begannen. So hat die Frau Waldhelm mit ihren 291 Thalern eigentlich zweimal etwas Gutes zur Verbesserung der sozialen Situation in unserer Stadt getan.
Im vereinten Deutschen Kaiserreich begann Bismarck den sogenannten Kulturkampf gegen die Katholische Kirche, unter dem auch ganz besonders die Katholischen Vereine zu leiden hatten. Als 1874 ein aus Breitenbach stammender Kolpingbruder ein Attentat auf Bismarck verübte, wurde hart gegen die Gesellenvereine vorgegangen. Im Dingelstädter Vereinshaus wurde eine Razzia durchgeführt und Beschlagnahmungen vorgenommen. Der Verein ging in Folge dieser Ereignisse ein. Über Aktivitäten in den nächsten fast 30 Jahren ist nichts überliefert.
Erst im Mai 1902 fanden sich wiederum 15 Gesellen zusammen, um einen Kath. Gesellenverein in Dingelstädt zu gründen. Zum ersten Senior wurde der Malergeselle Johannes Ziegenfuß gewählt, das Amt des Präses übernahm Kaplan Emil Teitge, der bei der damaligen Jugend sehr beliebt war. Am 14. Juni 1903 feierte man, verbunden mit der Fahnenweihe, das erste Stiftungsfest. Zu diesem Zeitpunkt, nur ein Jahr nach der Wiedergründung, war der Verein schon wieder auf über 90 Mitglieder angewachsen.
Nach Johannes Ziegenfuß war von 1904 bis 1908 Konrad Große Senior des Gesellenvereins. Ihm folgten bis zum 1. Weltkrieg Josef Rheinländer, Wilhelm Ifland, und Ignaz Hucke. Präsides in dieser Zeit waren nach der Versetzung Kaplan Teitges zunächst Pfarrer Christoph Leineweber, dann von 1904 bis 1906 Rektor Breitenstein und von 1906 bis 1908 Kaplan Kalbhenn. Unter dem Präses Kaplan Helbing, der 12 Jahre von 1908 bis 1920 in Dingelstädt wirkte, nahm der Verein einen enormen Aufschwung. In einer Würdigung zu seiner Verabschiedung wurde damals ausgesprochen: „Was Herr Kaplan Helbing in den 12 Jahren hiesiger Tätigkeit, durchglüht von selbstloser Liebe zur Jugend, gearbeitet und geleistet hat, kann und wird ihm Dingelstädt nie vergessen. Jede freie Stunde unter seinen Jungens, turnte und spielte er mit ihnen und wußte er in Ernst und Scherz auch die ungebärdigsten zu leiten und zu lenken. Sein Werk war die Gründung des Jünglingsvereins, den er auf das freigiebigste mit Turn- und Sportgeräten, einer vollständigen Musikkapelle und einer Werkstatt ausstattete. Durch Sparkassen in beiden Vereinen, deren Einlagen bald die stattliche Summe von 30.000 Mark überstiegen, leitete er die Jugend zur Sparsamkeit und zur Vorsorge für ihre Familiengründung an.“ Soweit das Zitat aus einer damaligen Würdigung. Kaplan Helbing, der Pfarrer in Wachstedt wurde, wurde zum Ehrenpräses des Dingelstädter Gesellenvereins ernannt.
Durch den 1. Weltkrieg kam die Vereinsarbeit fast vollständig zum erliegen, da fast alle Kolpingbrüder einberufen wurden. 38 von ihnen verloren auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs ihr Leben. Auch die Wirren und die Not der Nachkriegszeit waren der Wiederbelebung des Vereinslebens zunächst nicht günstig.
1921 wurde aus den Reihen der Jugend heraus die Vereinsarbeit wieder neu belebt. Die Jugend hatte sich aber unter den Erfahrungen des 1. Weltkrieges und der seit 1919 bestehenden ersten Deutschen Republik in ihren Anschauungen und Interessen doch wesentlich geändert. Das fand bei einigen Altmitgliedern zunächst wenig Verständnis. Die Jugendlichen suchten eine eigene, selbstverantwortete Betätigung. Dem trug Dechant Leineweber – der vorübergehend wieder das Amt des Präses übernommen hatte – Rechnung. Dem neugebildeten Vorstand mit Johannes Frankenberg als Senior (1921-1924) überließ er die Vereinsleitung selbst und wirkte nur durch seine überragende Persönlichkeit als Vater in dem Verein. Dabei ist der Verein sehr gut gefahren und hatte bald die stattliche Größe der Vorkriegszeit wieder überschritten. Das wurde auch durch die Annahme des neuen Statuts auf der Haupttagung im Jahre 1922 in Köln unterstützt, durch das die Kolpingvereine für alle männlichen Jugendlichen geöffnet wurden.
Nach dem Weggang Dechant Leinewebers 1923 übernahm zunächst der neue Pfarrer Franke das Amt des Präses, bevor er es dann an den Vikar Schultheiß abtrat. Ihm folgte von 1925 bis 1927 Vikar Berges und 1927 bis 1928 Vikar Schulte. Senioren waren kurze Zeit Franz Diete und von 1924 bis 1929 Hans Opfermann.
Die Vereinsaktivitäten wurden in dieser Zeit wesentlich ausgeweitet. Neben den Fortbildungskursen, Vorträgen und geselligen Veranstaltungen wurde auch eine Sportgruppe ins Leben gerufen – aus der dann in Dingelstädt die DJK hervorging – und auch das Theaterspielen gehörte weiterhin mit zu den festen Bestandteilen der Kolpingsarbeit in Dingelstädt. So wurden in diesen Jahren z.B. „Der Freischütz“, „Die Meistersinger“, „Die Beatushöhle“ und „Spartakus“ aufgeführt.
1927 konnte das 25jährige Jubiläum der Wiedergründung des Gesellenvereins gefeiert werden.
Neue Impulse erfuhr die Kolpingarbeit durch Kaplan Adolf Bolte, der von 1928 bis 1931 Präses des Vereins war. Ihm stand Wilhelm Große als Senior von 1929 bis 1931 zur Seite. Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Viele Gesellen hatten keine Arbeit und so war es eine Notwendigkeit den Jugendlichen berufliche Weiterbildung und eine sinnvolle Nutzung ihrer freien Zeit zu ermöglichen. So wurden z.B. Fortbildungslehrgänge für Bauleute, Textilarbeiter und andere Gewerke organisiert, Buchführungskurse für angehende Meister wurden durch Simon Große durchgeführt. Besonders hervorzuheben ist hier auch der Einsatz des damaligen Rektors der Kath. Volksschule, Ignaz Wenzel. Vor allem durch seine Initiative wurde 1932 ein Freiwilliger Arbeitsdienst am Kerbschen Berg und im Rieth organisiert, der einigen Jugendlichen die Möglichkeit wenigstens einer zeitweiligen Beschäftigung gab. Träger dieser Maßnahmen war das Kath. Heimatwerk und der Gesellenverein.
Vikar Bolte wollte die Mitglieder vor allem auch zu selbständigem und eigenverantwortlichen Handeln führen. Er führte Ausspracheabende ein, wo sich die Mitglieder im freien Sprechen üben konnten und er ermutigte die Jugendlichen immer wieder, selbst Vorträge an den Vereinsabenden zu halten. Das diese Arbeit von Erfolg gekrönt war, kann man auch an vielen Zeitungsartikeln in der „Eichsfelder Volkszeitung“ ablesen, die von Dingelstädter Kolpingbrüdern in diesen Jahren verfasst wurden.
Mit der Bildung des Kolping-Quartetts unter Leitung von Leo Lier wurde auch eine Gesangsabteilung im Verein gegründet. Weiterhin entstanden eine Kegelabteilung, eine Wanderabteilung und eine Radwanderabteilung. Dem Verein gehörten am 26. April 1931, dem Tag als das neue Kolpingbanner geweiht wurde, 124 Kolpingbrüder und 28 Altmitglieder an.
Damals gab es in vielen Eichsfelder Gemeinden Neugründungen von Gesellenvereinen, und an mindestens einer Neugründung hatte der Dingelstädter Kolpingverein auch seinen Anteil. Der Bickenrieder Pfarrer Görich war erkrankt, und so hielt Kaplan Bolte Sonntags in Bickenriede das Hochamt. Auf dem Weg zu Fuß dorthin begleitete ihn jedes Mal ein Kolpingbruder, damit ihm der Weg nicht zu lang und einsam wurde. So kam es dann im Jahre 1932 zur Gründung des Gesellenvereins in Bickenriede, wobei der Dingelstädter Verein als Patenverein fungierte.
1931 trat Kaplan Bolte seine neue Stelle in Heiligenstadt an. Vom Bischof wurde ihm das Amt des Diözesanpräses für das Eichsfeld übertragen. Sein Nachfolger in Dingelstädt wurde Kaplan Abel.
In dieser Zeit zeigten sich schon die Schatten des heraufziehenden Nationalsozialismus. Nicht zuletzt durch die katastrophale wirtschaftliche Situation in Deutschland fand der Demagoge Hitler immer mehr Anhänger.
1932, zum 30jährigen Jubiläum der Wiedergründung des Gesellenvereins, fand in Dingelstädt am 11. und 12. Juni ein Eichsfelder Gesellentag statt, der zu einer machtvollen Demonstration der Eichsfelder Jugendlichen wurde, die treu zu ihrer Kirche und den Idealen Adolph Kolpings standen. Am Sonntag, dem 12. Juni 1932 kamen über 1.500 Gesellen in Dingelstädt zu einem Festzug und zu einer Demonstration zusammen. Mit solchen Massen hatten die Organisatoren nicht gerechnet, obwohl man sich schon in anderen Dingelstädter Gaststätten und selbst aus dem Lindenhof in Küllstedt Stühle ausgeborgt hatte. Die Kundgebung musste aus dem Saal des „Deutschen Hauses“ ins Freie verlegt werden. Über dem Eingang zum „Deutschen Haus“ war ein Transparent mit der Losung „Familie – Demokratie – Völkerfrieden“ angebracht, welches sicher gut zum Ausdruck brachte, was die katholische Jugend für ihre Zukunft erstrebte.
Kolpingbruder Dr. Reinermann aus der Kolpingzentrale in Köln hielt eine Festrede zum Thema „Der Kolpingssohn und die Aufgaben der Zeit“. Weiterhin sprachen auf dieser Kundgebung Diözesanpräses Bolte aus Heiligenstadt, Domkapitular Prof. Dr. Thielemann aus Fulda als Vertreter des Bischofs, Diözesanpräses Becker aus Fulda, Kommissarius Poppe aus Heiligenstadt und als Vertreter der Staatsregierung Regierungspräsident Freysung aus Erfurt.
Es war ein eindrucksvolles Bekenntnis der Eichsfelder Jugend in schwieriger Zeit und sicherlich einer der Höhepunkte in der Dingelstädter Kolpinggeschichte. Noch ein Detail am Rande dieser Veranstaltungen. Bereits bei vorherigen Veranstaltungen des Gesellenvereins und des Volksvereins war es in Dingelstädt zu Störungen und zum Teil tätlichen Auseinandersetzungen mit SA-Leuten, vor allem aus Mühlhausen, gekommen. Um Störungen der Veranstaltung rechtzeitig unterbinden zu können, wurde ein „Frühwarnsystem“ eingesetzt. Paul Gertler wurde mit einem Auto bei der Lengefelder Warte postiert, um heranrückende SA-Truppen sofort melden zu können. Ein anderer Kolpingbruder übernahm diese Aufgabe in Richtung Küllstedt.
Mit der Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 nahm die Bekämpfung aller Vereine, die sich nicht gleichschalten ließen, neue Ausmaße an. Darunter hatten auch die konfessionellen Vereine in Dingelstädt, sowohl katholische als auch evangelische, zu leiden. Besonders schwer hatten es die Vereine, die sich in besonderer Weise um die Jugend kümmerten, also auch der Gesellenverein.
Von nationalsozialistischer, und damit staatlicher Seite wurde verlangt, dass alle, die als Arbeiter zwangsläufig in der Deutschen Arbeitsfront – der damaligen Einheitsgewerkschaft – Mitglieder waren, ihre Mitgliedschaft im Gesellenverein aufgaben. Der Jünglingsverein, der ebenfalls über 100 Mitglieder hatte, wurde bald zerschlagen. Seine Musikinstrumente und andere Materialien wurden beschlagnahmt und der HJ übergeben.
Bürgermeister Haendly wurde durch die Nationalsozialisten mit fadenscheinigen Gründen aus dem Amt entfernt und Rektor Wenzel, der im Gesellenverein sehr aktiv war, wurde bereits im März 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Am Abend seiner Zwangsbeurlaubung brachten ihm Mitglieder des Gesellenvereins vor seiner Wohnung in der Aue ein Ständchen um so deutlich zu machen, dass sie hinter ihm standen. Dem Präses des Gesellenvereins, Vikar Abel, wurde wegen Äußerungen gegen den nationalsozialistischen Ungeist stark zugesetzt, so dass es zu einem Amtswechsel mit Vikar Heinebrodt kam, der dann auch das Amt des Präses in Dingelstädt übernahm.
Die Arbeit des Gesellenvereins wurde immer schwieriger. Die Versammlungen im „Eichsfelder Hof“ wurden oft gestört, so dass man zeitweise nach Kefferhausen und auf den Kerbschen Berg ausgewichen ist. Hier wurde auch die verbotene Zeitschrift des Jungmännerverbandes verteilt, die unter anderen durch den Gothaer Kolpingbruder Kurt Döble als Kurier auf den Kerbschen Berg gebracht wurde. Die Zeitung hatte den Titel „Die junge Front“. Eine Losung hieß damals: „Für die Zähne Chlorodont, für den Geist die junge Front“. Das musste natürlich alles unter größter Geheimhaltung geschehen und die anwesenden Kolpingbrüder mussten unbedingt vertrauenswürdig sein. Zu diesen Zusammenkünften kamen auch oft zwei Kolpingbrüder aus Küllstedt und der sicherlich noch vielen bekannte Vinzenz Hoppe aus Struth.
Ein relativ starker Kern des Gesellenvereins hat in diesen schwierigen Zeiten treu an den Idealen Adolph Kolpings festgehalten. Senioren in dieser Zeit waren Ignaz Ifland 1931 bis 1932, Franz Schäfer 1932 bis 1934, Karl Ziegenfuß 1934 bis 1936 und Johannes Schuchardt von 1936 bis zur Auflösung des Vereins 1937. An der letzten Generalversammlung nahmen 69 Kolpingbrüder teil. Die letzte Eintragung im Protokollbuch datiert vom 8. April 1937. Aber auch danach traf man sich noch heimlich. Unter anderem kamen am 5.12.1937, dem Kolping-Gedenktag, 66 Mitglieder aus Dingelstädt, Kefferhausen, Küllstedt, Büttstedt, Struth und Kallmerode im Schwesternhaus in Kefferhausen zusammen.
Kurz vor der Auflösung des Vereins nahmen an einer Kolpingversammlung im „Eichsfelder Hof“ zwei auswärtige Kolpingbrüder teil, die die Kolpingsfamilien bereisten und zu aktuellen Fragen sprachen. Diese Versammlung wurde von der Gestapo und der Kreisleitung der NSDAP überwacht und es wurde versucht mit Hilfe der HJ die Versammlung zu stören. Am folgenden Tag wurden die beiden Redner in Diedorf verhaftet und kamen in das Gefängnis nach Erfurt. Dort war als Polizeiwachtmeister Johannes Müller aus Dingelstädt beschäftigt. Als bekannt wurde, dass die beiden Kolpingbrüder in Erfurt inhaftiert waren, gab ein Dingelstädter Kolpingbruder dem Wachtmeister Müller etwas Geld und Zigaretten für die Gefangenen mit. Die Übergabe wurde jedoch bemerkt, und Johannes Müller kam als Häftling in das KZ Buchenwald. Im Krieg wurde er in einer Strafkompanie eingesetzt und ist gefallen.
Bei der Auflösung des Gesellenvereins wurden die Geldbeträge beschlagnahmt, sämtliche vorhandenen Papiere, Bücher, Bilder und auch das noch von Adolph Kolping unterschriebene Gründungsdiplom wurden vernichtet. Erhalten blieb einzig die von Sebastian Schröter 1869 geschriebene erste Chronik, die Protokollbücher der Jahre 1924 bis 1937, und wenigen schriftliche Unterlagen aus den 20er Jahren. Das 1902 geweihte Banner des Gesellenvereins wurde hinter einem Einbauschrank in der Sakristei versteckt und wurde erst vor wenigen Jahren, bei der Renovierung der Pfarrkirche, wiederentdeckt.
So kam es also zum zweiten Mal durch staatliche Einwirkung zu einer Unterbrechung der für die Dingelstädter Jugend so erfolgreichen Arbeit des Kath. Gesellenvereins.
Von den aktiven Dingelstädter Kolpingbrüdern sind im 2. Weltkrieg 22 gefallen bzw. vermisst.
Bereits am 22. Juni 1945 hatte Pfarrer Theodor Helbig die ehemaligen Mitglieder des Gesellenvereins wieder zu einer Versammlung eingeladen. In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Kolpingbrüder noch in Kriegsgefangenschaft waren, konnte man sich aber noch nicht entschließen, wieder mit der Arbeit im Verein zu beginnen. Ob es in den folgenden Jahren noch Aktivitäten in dieser Hinsicht gab, ist mir nicht bekannt.
Eine Episode aus dieser Zeit – die etwas mit Kolping zu tun hat – habe ich allerdings noch in den Akten der Stadt Dingelstädt gefunden. 1950 erließ die damalige Thüringer Landesregierung eine Verordnung, nach der alle Straßennamen mit militaristischem Inhalt geändert werden mussten. In Dingelstädt hatte man nun die Schießbahn (bis zum Jahre 1869 war dort einmal der Dingelstädter Schützenplatz) als solche ausgemacht und sie per Ratsbeschluss in Rasenweg umbenannt. Damit war aber die Kreisleitung der SED noch nicht zufrieden, sondern verlangte auch die Umbenennung der Wilhelmstraße, da ja Kaiser Wilhelm auch ein Kriegstreiber gewesen ist. Von Seiten der SED wurde vorgeschlagen, die Dingelstädter Hauptstraße in Ernst-Thälmann-Straße umzubenennen. Das lehnten die Stadtratsmitglieder der CDU ab, da Ernst Thälmann keine Beziehungen zur Stadt hatte und schlugen ihrerseits vor, die Straße nach Adolph Kolping zu benennen, der auch ein großer Arbeiterführer gewesen sei. Das lehnten wiederum die SED-Mitglieder ab, und so blieb es vorlaüfig bei der Wilhelmstraße. Nach weiteren Interventionen seitens der Kreisleitung „spitzte“ ein CDU-Abgeordneter das Mitglied der FDJ im Stadtrat an, den Vorschlag „Geschwister-Scholl-Straße“ einzubringen. Das tat er, damit die SED keinen Grund zu einer erneuten Ablehnung vorbrachte. So sind wir zu unserer „Geschwister-Scholl-Straße“ gekommen.
Als selbstständiger Verein konnte die Kolpingsfamilie auch in der DDR-Zeit nicht bestehen, und schon gar nicht, mit Verbindungen zur Kolping-Zentrale in Köln. Und so dauerte es in Dingelstädt bis zum Jahre 1979, ehe sich hier – allerdings unter dem Deckmantel der kirchlichen Erwachsenenseelsorge – wieder eine Kolpingsfamilie gründete.
Inzwischen hatte sich auch – durch die Herausforderungen der Zeit veranlasst – das Selbstverständnis des Kolpingwerkes geändert. Aus den katholischen Gesellenvereinen hatten sich die Kolpingsfamilien entwickelt, die inzwischen weltweit agierten. Aus dem reinen Männerverband war eine familienhafte Vereinigung geworden, und so haben auch gleich von Anfang an die Frauen in der neu gegründeten Kolpingsfamilie mitgemischt. Zum ersten Senior wurde Helmut Henkel gewählt. Erster Präses wurde Pfarrer Klaus Heymann, von dem auch die wesentlichen Anstöße zur Gründung ausgingen. Über 20 Mitglieder wagten damals den Neuanfang, darunter auch einige Altmitglieder des ehemaligen Gesellenvereins, wie Johannes Frankenberg, Ignaz Ifland, Paul Iffland, Josef Strecker, Georg Schuchart, Gregor Keppler und August Hupe.
Am 26. April 1981 konnten dann in einem feierlichen Hochamt das Banner geweiht werden, welches die Kolpingsfamilie aus Magdeburg geschenkt hatte. Dieser Festtag war für alle Kolpingmitglieder in Dingelstädt ein Höhepunkt, da dort auch erstmals etwas von der Größe und Gemeinschaft des Kolpingwerkes erfahrbar war.
Vielfältig waren die Aktivitäten die die Kolpingsfamilie entwickelte. Vorträge und Diskussionen zu den unterschiedlichsten Themen, wie z.B. zur Heimatgeschichte, zu aktuellen gesellschaftlichen und religiösen Fragen und vieles andere mehr stand bei den monatlichen Zusammenkünften auf der Tagesordnung. Aber auch von Anfang an hatte die Kolpingsfamilie guten Beziehungen zur evangelischen Pfarrgemeinde und ihren Pfarrern, die mindestens einmal im Jahr mit einem Vortrag und anschließender Diskussion in der Kolpingsfamilie begrüßt werden konnten.
Eins war zu Zeiten der DDR für eine Pfarrgemeinde auch noch enorm wichtig, dass genug Gemeindemitglieder bereit waren, nach Feierabend für die vielen kleinen oder auch größeren Bauvorhaben der Gemeinde mit Hand anzulegen. Und so waren die Kolpingbrüder immer mit dabei wenn es z.B. hieß: das Marienheim muss gebaut werden, der Hof der Vikarie muss neu gepflastert werden, die Mauer im Pfarrgarten stürzt bald ein, für Pfarrhaus und Konrad-Martin-Heim (und das eventuell mal zu bauende Gemeindezentrum) muss eine Klärgrube ausgeschachtet werden und, und, und …
Aber auch die Geselligkeit kam von Anfang an nicht zu kurz. Zu einem festen Termin – und wie kann es im Eichsfeld auch anders sein – wurde der „Fette Donnerstag“. Viele schöne oder auch schmerzliche Erinnerungen – wie eingeschnittene Daumen – sind mit dieser jährlichen Feier verbunden. Aber auch schon über 30 Mal wurde ein Preisskat durchgeführt, der immer eine gute Resonanz fand. Wanderungen, Ausflüge und seit vielen Jahren schon ein Sommerfest runden diese Gemeinschaft schaffenden Veranstaltungen ab.
1989 – noch vor der Wende – hatte der Kolpingvorsitzende aus Felsberg/Gensungen in Hessen über die evangelischen Pfarrgemeinden dort und hier versucht Kontakt zur Dingelstädter Kolpingsfamilie aufzunehmen, und es hat auch geklappt. Er traf sich mit Helmut Henkel und verabredete für das kommende Jahr einen Besuch der Kolpingbrüder aus Hessen im kleinen Grenzverkehr – umgekehrt ging es ja nicht.
Und dann kam alles ganz anders, das Programm von Gensungen wurde über den Haufen geschmissen und der für Mai 1990 geplante Besuch in Dingelstädt wurde schon auf den „Fetten Donnerstag“ vorgezogen. Aus diesem ersten Kennenlernen ist eine echte Partnerschaft geworden, die über die Jahre gehalten hat und weiter ausgebaut wurde. Neben gegenseitigen Besuchen beteiligten sich die Dingelstädter z.B. mit einem Arbeitseinsatz an der Renovierung der Gensunger Pfarrkirche und 1997 wurde eine gemeinsame Busfahrt ins Emsland unternommen.
Seitdem in Bickenriede wieder eine Kolpingfamilie gegründet wurde, haben sich die nachbarschaftlichen Kontakte ebenfalls gut entwickelt. Treffen an den Drei Eichen bei Anrode, gemeinsame Kegelabende und auch die gemeinsame Feier am „Fetten Donnerstag“ gehören dazu.
Nach der politischen Wende konnten durch die Kolpingsfamilie neue Initiativen entwickelt werden. So beteiligt sich seit 1991 die Kolpingsfamilie Dingelstädt an der Aktion der Kolpingsfamilien des Bistums Erfurt zunächst für das Kinderheim in Ineu in Rumänien und seit einigen Jahren auch für weitere Aktivitäten in Rumänien, der Ukraine und auch in Deutschland. Bei den jährlich zweimal durchgeführten Altkleidersammlungen konnten bisher allein in Dingelstädt etwa 300 t Textilien gesammelt werden. Die Erlöse aus diesen Sammlungen ergaben bis zum Jahre 2001 den Betrag von ca. 65.000 DM, die für diese Hilfsaktion eingesetzt werden konnten. Seit der Einführung des Euro 2002 wurden rund 28.000 Euro für soziale Zwecke aus den Kleidersammlungen gespendet.
Bei den seit 1991 durchgeführten Gemeindefesten auf dem Kerbschen Berg – seit einigen Jahren im Pfarrgarten – ist die Kolpingsfamilie ebenfalls von Anfang an mit dabei. Neben der Versorgung der Festteilnehmer aus der Gulaschkanone hat sie auch den Auf- und Abbau bei diesem Fest mit übernommen. Aber auch bei anderen Gelegenheiten konnte sich die Gemeinde immer auf die Mitwirkung der Kolpingsfamilie verlassen. Beim Breikuchenfest, der Kleinen Kirmes und anderen Festen ist die Kolpingsfamlie mit der Gulaschkanone immer dabei.
Es ist zu wünschen, das sich auch in Zukunft immer wieder Menschen finden, die im Geist Adolph Kolpings in unserer Stadt und Pfarrgemeinde wirken, und damit die Tradition dieser Gemeinschaft als katholisch-sozialen Verband in unserer Stadt weiterführen.
Quellen:
• handschriftliche Chronik des katholischen Gesellenvereins zu Dingelstädt, geschrieben 1869 von Sebastian Schröter.
• Protokollbücher des Gesellenvereins Dingelstädt 1924 bis 1937
• Gespräche mit Hermann Solf, geb. 1911, in den Jahren 1994 bis 2005
1 Kommentar
Hallo aus Hannover,
ich habe meine Wurzeln in Dingelstädt, deshalb hat mich die Geschichte der Kolpingfamilie sehr interssiert, ich bin selber Kolpingsbruder seit 1968. Mein Großvater war Anton Müller und sein Vater war Wilhelm. Anton zog von Dingelstädt weg nach Hannover-Döhren und arbeitete bei Wollwäscherei und -kämmerei in Hannover-Döhren.
Ich wünsche der KF alles Gute
„Treu Kolping“
Herbert Müller jun.